Offener Brief an die CSD-Veranstalter*innen in Deutschland
Die jährlich in Deutschland und weltweit stattfindenden CSD-Paraden sind ein Höhepunkt der Pride-Saison und setzen ein starkes Zeichen für Toleranz, Akzeptanz und gesellschaftliches Miteinander.
Verschiedene Akteur*innen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur versammeln sich in über 100 Städten Deutschlands – und stehen ein für die Gleichberechtigung queerer Menschen.
Doch die zunehmende Kommerzialisierung der CSDs durch privatwirtschaftliche Unternehmen bedroht den Geist und Charakter der wichtigen Proteste.
Es ist Zeit, diesen Trend umzukehren. Es ist Zeit, zu handeln.
Deshalb haben wir einen offenen Brief an den CSD Deutschland e.V. und alle CSD-Veranstalter*innen in Deutschland verfasst, in dem wir Maßnahmen für eine gemeinnützige Ausrichtung der CSDs in Deutschland vorschlagen.
Du möchtest Teil der Mission sein, den CSD von Rainbowwashing zu befreien und wirklich gemeinnützig zu machen? Dann freuen wir uns, wenn auch du deine Stimme erhebst, den offenen Brief unterschreibst und auf Social Media darüber sprichst.
Es liegt an uns allen, den CSD wieder zu einem Moment des Zusammenhalts und der Gemeinschaft zu machen und Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen.
Für eine authentische und gemeinnützige Ausrichtung der CSDs: Gegen Rainbowwashing und Kommerzialisierung
Sehr geehrter CSD Deutschland e.V.,
liebe CSD-Veranstalter*innen in Deutschland,
mit diesem offenen Brief möchte ich meine Sorge über die Tendenz der zunehmenden Kommerzialisierung der CSDs in Deutschland und zum Rainbow-Washing durch Unternehmen zum Ausdruck bringen.
Als aktives Mitglied der LGBTQIA+-Community, Diversity-Berater und Gründer der gemeinnützigen Organisation Queermentor arbeite ich täglich daran, unsere Community zu stärken und alle relevante Akteur*innen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für eine queerfreundliche Gegenwart und Zukunft zusammenzubringen.
Die jährlichen CSDs in Deutschland sind Schlüsselmaßnahmen für die Sichtbarkeit queerer Menschen hierzulande und weltweit – und essentieller Bestandteil unseres Kampfes für gesellschaftliche und juristische Gleichberechtigung und Akzeptanz queerer Menschen. Auch privatwirtschaftliche Unternehmen spielen in dieser Mission eine wichtige Rolle.
Gleichzeitig bemerken wir eine Tendenz der zunehmenden Kommerzialisierung der CSDs durch Privatunternehmen, die in den öffentlichen Paraden häufig eine Plattform für kommerziell motivierte Eigenwerbung und Image-Optimierung sehen. Dieses Rainbow-Washing birgt ein großes Risiko für die gesellschaftliche Wahrnehmung von CSDs und ist kontraproduktiv für eine bessere Zukunft für queere Menschen.
Um dem Trend zur Kommerzialisierung des CSD entgegenzuwirken und Unternehmen zukünftig stärker in die Pflicht zu nehmen, wenden wir uns heute mit diesem offenen Brief an alle Verantwortlichen der deutschlandweiten Pride-Paraden. Die Unterzeichner*innen dieses Briefes fordern die Einführung bestimmter Richtlinien für Unternehmen, die mit Trucks an CSDs teilnehmen.
Die Unterstützer*innen dieses offenen Briefes fordern:
- Manifest: Unternehmen sollen Grundsätze verfassen, die zum jeweiligen CSD-Motto passen und ihre Selbstverpflichtung als Organisation für die Rechte von LGBTQIA+-Menschen und Chancengerechtigkeit nicht nur während der Pride-Saison, sondern auch darüber hinaus zum Ausdruck bringen.
- Patenschaft: Jedes Unternehmen, welches Teil eines CSDs ist, soll eine Patenschaft für eine gemeinnützige LGBTQIA+-Organisation übernehmen.
- Finanzielle Unterstützung: Mindestens 20 Prozent des Pride-Budgets soll an die ausgewählte gemeinnützige Organisation gespendet werden.
- Sichtbarkeit: Das Logo der gemeinnützigen Organisation soll auf dem Truck präsent sein und in der gesamten Pride-Kommunikation sichtbar gemacht werden.
- Teilhabe & Empowerment: Mindestens ein Drittel der verfügbaren Plätze auf dem Truck sollen für ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter*innen der gemeinnützigen Organisation reserviert sein.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen sollen sicherstellen, dass die Beteiligung von Unternehmen an den CSDs tatsächlich zur Stärkung unserer Community beiträgt und Tendenzen des Rainbow-Washings von Beginn an unterbinden.
Es liegt an uns allen, den Geist der CSDs zu bewahren und eine wirkliche Verbundenheit herzustellen, um für unsere Rechte einzustehen. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, die CSDs wieder zu einem Ort der Solidarität, des Engagements und der Community zu machen.
Ich freue mich auf den Dialog.
Mit freundlichen Grüßen
Pavlo Stroblja
(Initiator)
Erst-Unterstützer*innen
- Fabian Grischkat
- Jochen Schropp
- Max Appenroth
- Brix Schaumburg
- Bambi Mercury
- Marcel Mann
- Aaron Königs
- Maxi Pichlmeier
- Erik Jödicke
- Emre Celik
- Ariel Oscar Greith
- Cathérine Ngoli
- Savio David
- Rachel Intervention
- Vikykid
- Max Rogall (321max)
- René Schwabe (YOUciety)
- Nathalie Marie Pérez Sievers
- Melanie Esser (helloyou)
- Anika Freytag (helloyou)
- Stuart Bruce Cameron
- Jana Rogge
- Simon Pycha
- Albert Kehrer
- Lisa Ducret
Beteilige dich mit deiner Unterschrift
Hier kannst du in Kürze unterschreiben und dich an dem offenen Brief beteiligen. Wenn du bereits jetzt ein Teil des offenen Briefes sein willst, schreibe eine Email an pavlo@queermentor.org.
Downloads
- Offener Brief als PDF
- Social Media: Gegen Rainbowwashing Post
- Social Media: Gegen Rainbowwashing Störer 1
- Social Media: Gegen Rainbowwashing Störer 2
Über Pavlo Stroblja
Pavlo Stroblja (he/him) ist Gründer und Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation Queermentor. Mit dem Social-Impact-Startup bietet der gebürtige Ukrainer für queere Berufseinsteiger*innen eine kostenfreie Mentoring-Plattform, die sie auf dem Weg ins Berufsleben durch Coachings namhafter LGBTQIA+-Personen aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kultur unterstützt.
Als Keynote Speaker und Diversity-Berater zu Themen wie Rainbowwashing und Allyship setzt sich der offen homsexuell lebende Aktivist für die Inklusion und Gleichberechtigung queerer Menschen in der Gesellschaft ein. Er ist außerdem Initiator des offenen Briefes an den CSD Deutschland e.V., in dem er sich gegen die Kommerzialisierung der CSD-Paraden und gegen unternehmerisches Rainbowwashing ausspricht.
Pavlo, der im Alter von 22 aus der Ukraine nach Deutschland emigrierte, ist darüber hinaus Projektleiter des im März 2021 ins Leben gerufenen Bündnisses Queere Nothilfe Ukraine – einer Dachorganisation verschiedener LGBTQIA+-Vereine, um queere Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Pavlo Stroblja lebt in Köln.